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Das Münster St. Vitus in Mönchengladbach – ein stilles Wahrzeichen am Niederrhein

Das Münster St. Vitus in Mönchengladbach – ein stilles Wahrzeichen am Niederrhein
Erstellt von:
Klaus Makollus
Veröffentlicht am:
14.09.2025

Das Mönchengladbacher Münster St. Vitus ist weit mehr als eine Pfarrkirche: Es ist das älteste geistliche Bauwerk der Stadt und über Jahrhunderte hinweg ihr religiöses Zentrum. Von 974 bis 1802 diente es als Abteikirche der Benediktinerabtei Gladbach, seit 1974 trägt es den päpstlichen Ehrentitel Basilica minor. Heute ist es die Hauptkirche der Gemeinschaft der Gemeinden Mönchengladbach-Mitte.

Der Abteiberg um 1885: Münster mit barocker geschweifter Haube
Bildautor: Willy Mevissen (Stadtarchiv Mönchengladbach, Signatur 10/3188)

Wer das Münster besuchen möchte, findet es auf dem Abteiberg – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus und nur wenige Schritte entfernt vom Museum Abteiberg sowie der Citykirche.

Trotz seiner historischen Bedeutung ist St. Vitus kein Touristenmagnet. Abgesehen von Fußballspielen, wenn Borussia Mönchengladbach internationale Gäste anzieht, bleibt die Stadt am linken Niederrhein von großen Besucherströmen verschont. So herrscht im Münster meist Ruhe – es ist auch werktags geöffnet, aber selten überlaufen.

Von einer Glockenlegende zur Klostergründung

Die Wurzeln von St. Vitus reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Um 974 gründete der Kölner Erzbischof Gero eine Benediktinerabtei auf dem Hügel, begleitet vom Mönch Sandrad aus Trier, einem angesehenen Reformabt seiner Zeit. Unter seinem Patronat standen der Heilige Geist, die Gottesmutter Maria und der Märtyrer Vitus.

Eine Legende berichtet, dass Gero und Sandrad bei ihrer Suche nach einem geeigneten Ort das Läuten einer Glocke im Inneren des Berges vernahmen. Dem Klang folgend, stießen sie auf in Stein verborgene Reliquien mehrerer Heiliger – ein göttliches Zeichen für den Standort des künftigen Klosters.

Gotik in Stein

Der erste Eindruck des Innenraums wird durch das frühgotische Mittelschiff und die hochgotische Chorhalle bestimmt. Auffällig sind die reich geschmückten Säulen und Arkaden der Abtskapelle im Turmobergeschoss, die aus der Stauferzeit stammen und kunsthistorisch als besonders bedeutend gelten.  Für die mächtigen Hauptpfeiler des Langhauses wurden Trachytquader vom Drachenfels verwendet.

Das rechte Seitenschiff endet im Stephanuschor, dessen Ausstattung noch vor 1275 entstand. Daran schließt sich die Apostel- oder Taufkapelle an, wo ein romanischer Blaustein-Taufstein aus dem 12. Jahrhundert steht. Er zeigt fabelhafte Löwenwesen und plastische Köpfe – ergänzt durch einen modernen Bronzeeinsatz von Franz Gutmann (1975). In einer Gruft ruhen zudem drei Äbte, ihre Grabstätte bedeckt von einer alten Platte aus Namurer Blaustein.

Im Nordschiff finden sich weitere Grabplatten, während im Martinus-Chor eine spätgotische Skulptur der „Anna selbdritt“ aus dem 15. Jahrhundert zu sehen ist. Zentrum des Altarraums bildet der frühgotische Kreuzaltar aus Tuffstein, verziert mit Spitzbogenblenden.

Eine Kathedrale aus Glas

Besonders eindrucksvoll ist die Fülle an Glasmalereien, die sich durch die gesamte Kirche zieht. Sie reicht vom „Bibelfenster“ aus dem 13. Jahrhundert bis zu modernen Kompositionen des 20. Jahrhunderts.

Zu den Highlights zählen:

  • das Bibelfenster von 1260 im Chor,
  • großflächige Glaszyklen von Wilhelm Geyer (1950er/60er-Jahre),
  • Arbeiten von Daan Wildschut in Abtskapelle und Seitenschiffen,
  • expressive Fenster von Georg Meistermann (1984) in der Krypta,
  • sowie zeitgenössische Beiträge von Wilhelm Buschulte (1975 und 2007).

Auffällig ist, was fehlt: Ein Kreuzweg oder barocke Heiligenfiguren sucht man vergeblich. Statt Kirchenbänken gibt es schlichte Stuhlreihen – auch dies trägt zum eher nüchternen Eindruck bei.

Ein kühles Gotteshaus

Architektonisch ist St. Vitus eine gotische Hallenkirche mit zwei Seitenschiffen. Doch so beeindruckend die Baukunst ist, so schwer tut sie sich, Besucher emotional zu fesseln. Manche empfinden das Münster als „kühl“ – sei es durch die Schlichtheit der Ausstattung, das Fehlen von Figuren, die zurückhaltende Beleuchtung oder die niedrige Temperatur im Inneren.

Vielleicht ist es gerade diese Distanz, die St. Vitus zu einem stillen Wahrzeichen macht: keine laute Touristenattraktion, sondern ein Ort, der Geschichte atmet – und den man am besten in Ruhe auf sich wirken lässt.

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